Kein Sommer ohne Antifa!
Rund 40 Veranstaltungen aus den Themenfeldern Extreme Rechte, politische Praxis, Antirassismus, Internationalismus, Kapitalismuskritik und Geschlechterverhältnisse stehen bereits auf dem Programm, das von Basics für Einsteiger/innen über aktuelle Fragen zum Stand der Bewegung bis hin zu weiterführenden Theoriedebatten für Fortgeschrittene reicht.
Den größten Teil des Programms bilden AGs und Workshops zum Thema Extreme Rechte. Von einem Gesamtüberblick über die Szene in der BRD über das Verhältnis extrem rechter Wahlparteien zur militanten Neonaziszene in NRW bis hin zum von der NPD vertretenen Konzept eines "Europa der Völker" werden Strukturen und Ziele der Extremen Rechten analysiert und kritisiert. Dass sich extrem rechtes Gedankengut inzwischen in vielen gesellschaftlichen Bereichen finden und wie sich Widerstand dagegen organisieren lässt, ist unter anderem Thema in den AGs zu RechtsRock, Burschenschaften und Studentenverbindungen an deutschen Hochschulen, russlanddeutschen Aussiedlern als Zielgruppe der extremen Rechten und den Schnittstellen zwischen Esoterik, Neuheidentum und Germanenkult. Was in Zeiten einer sich verschärfenden ökonomischen Krise vom vermeintlichen "Antikapitalismus von Rechts" zu halten ist, wird anhand rechter Argumentationsmuster zum Thema untersucht und zur Diskussion gestellt. Ganz praktisch wird es hingegen in den Vorbereitungsveranstaltungen zu den Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch anlässlich des Anti-Kriegstages am 5. September in Dortmund.
Für Einsteiger/innen bietet das Camp sowohl theoretisches Basiswissen als auch praktische Tipps für den politischen Alltag: Der Frage, was es mit dem Faschismus-Begriff eigentlich genau auf sich hat, wird ebenso nachgegangen wie der, was eigentlich Anarchismus ist. Wie Antisemitismus entstanden ist, und was man heute unter "Modernem Antisemitismus" versteht, wird in einer AG behandelt, die sich mit Geschichte, Ursachen und Erscheinungsformen von Antisemitismus befasst. Wer wissen will, wie die Antifa in ihrer heutigen Form entstanden ist und was Antifa-Gruppen eigentlich den ganzen Tag so machen, wird ebenfalls ein Forum für seine Fragen finden, und wer dabei über den eigenen Tellerrand schauen will, kann sich bei einem Bericht über Antifa-Arbeit in Russland über die zum Teil lebensbedrohlichen Bedingungen informieren, unter denen Antifas dort politische Arbeit organisieren.
Wer schon weiß, WAS zu tun ist, aber noch nicht so richtig sicher ist, WIE man das anstellen soll, kann aus einem breiten Angebot an Praxisworkshops wählen: vom Transparentemalen über Flyerlayouten, Flugblätter- und Pressetexteschreiben bis hin zum (Sitz-)Blockadenüben ist so ziemlich alles dabei. Auch die Fragen, wann und wie man am besten eine Demo macht oder wie man sich mit Kommunikationsguerilla amüsieren und gleichzeitig den politischen Gegner bloßstellen kann, werden in Workshops erörtert. Und für die Kreativen bietet die AG "Re-claim your City" zu Streetart, Kunst und Subkultur reichlich Möglichkeiten zum Austoben.
Einen spannenden Blick zurück in die Geschichte bietet ein Gespräch mit Henny Dreyfuss, die während des Nationalsozialismus im Widerstand aktiv gewesen ist und bei einem Besuch im Camp aus ihrem Leben erzählen wird. Demgegenüber beleuchtet eine AG zur Gedenkstättenpolitik in NRW die Veränderungen im politischen und gesellschaftlichen Umgang mit der NS-Vergangenheit Deutschlands, wie sie in den letzten Jahren in der Neukonzeptionierung einiger Gedenkstätten für die Opfer des Faschismus zum Ausdruck kommt.
Nachdem die AG zum Thema Geschlechterverhältnisse im letzten Jahr auf großes Interesse stieß, widmen sich beim diesjährigen Antifa-Camp mehrere AGs den Topics Sexismus, Feminismus und Gender. Neben einem Workshop für Einsteiger/innen, die sich bisher noch nicht mit dem Thema beschäftigt haben, widmen sich AGs der theoretischen Auseinandersetzung mit der aktuellen Publikation Judith Butlers zur Genderforschung, und der Frage, wie sich durch die Verknüpfung kapitalismuskritischer und feministischer Ansätze Gegenstrategien zur derzeitigen Familienpolitik und zum liberalen Feminismus entwickeln lassen.
Aus seiner tagtäglichen antirasisstischen Arbeit berichtet hingegen das Antirassistische Netzwerk Düsseldorf und stellt den Verein Stay!, der in Düsseldorf als Anlaufstelle für illegalisierte MigrantInnen fungiert, und das Medinetz, das Illegalisierten medizinische Unterstützung bietet, vor. Wie sich die Europäische Union gegen MigrantInnen abschottet und welche Rolle die technische Aufrüstung der Grenzen und die europäische Grenzschutzagentur Frontext dabei spielen, beleuchtet die AG Kritischer JuristInnen aus Münster.
Dass politische Praxis auch gleich vor der eigenen Haustür stattfinden kann, zeigt eine AG, die sich mit den Maßnahmen neoliberaler Stadtpolitik und Phänomenen wie Gentrifizierung auseinandersetzt und Möglichkeiten des Widerstands aufzeigt.
Außerdem gibt es: Einen Rückblick auf den diesjährigen Bildungsstreik, eine Reflexion des Widerstands gegen den Nato-Gipfel und der derzeitigen Möglichkeiten linker Kriegs- und Militarismuskritik, Einblicke in die aktuelle wissenschaftliche Faschismusforschung, Filme über die Situation der Zapatistas in Mexico, Debatten über Sinn und Unsinn von Bündnisarbeit im politischen Alltag,… und natürlich: ein fettes Kulturprogramm.
Weitere Infos, das aktuelle Programm und Möglichkeiten zur Anmeldung gibt es unter www.antifa-camp.de.