FreiRaumTanz ist weniger eine Gruppe als vielmehr ein Projekt, an dem sich ein offener Kreis von Leuten beteiligt – die einen mal mehr, die anderen mal weniger. Wie viel sich jederR einbringt, richtet sich nach Zeit und Lust der jeweiligen Person. Wichtig ist uns hierbei, dass die Arbeit selbstorganisiert stattfindet und Hierarchiefreiheit angestrebt wird. Entstanden ist das Projekt zum Anlass der internationalen Aktionstage für Freiräume. Es ist unser Ziel, das Thema FreiRäume auch in Bochum und dem Ruhrgebiet wieder in die in öffentliche Diskussion einzubringen.
Wie vielerorts besteht auch in Bochum das Problem Räume zu finden, die jenseits kapitalistischen Drucks zur Kommerzialisierung und Verwertung stehen.
Öffentliche Plätze und Begegnungsstätten weichen zunehmend Einkaufszentren oder privater Gastronomie. Diese Entwicklung kann man in Bochum schon seit mehreren Jahren beobachten. So wurde der Konrad-Adenauer Platz – früher Treffpunkt für Menschen die nicht das Bedürfnis hatten sich im kommerziellen Bermuda-Dreieck zu vergnügen- von einem Gastronomiebetrieb eingenommen. Inzwischen gibt es dort ein Verbot mitgenommene Getränke und Speisen zu verzehren. Jene, die nicht kaufen wollen, sind auch nicht erwünscht. Menschen, die kein Geld oder ganz einfach kein Interesse an einem Leben eingequetscht zwischen Shoppingzentren haben, finden keinen Raum mehr für sozialen Austausch und werden somit immer systematischer aus dem Stadtbild und dem sozialem Leben verdrängt. Die immer stärker forcierte Überwachung von öffentlichen Räumen durch Kameras und private Sicherheitsdienste dient vorallem diesem Zweck.
Freiräume schaffen meint aber auch Handlungsspielräume zu schaffen. Für viele Menschen wurde in den letzten Jahren die Möglichkeit, ihr Leben selbstbestimmt und frei zu gestalten, noch weiter eingeschränkt. Prekäre Arbeitssituationen, die Sorge um eine sicheren Arbeitsplatz und die damit einhergehende Angst vor dem sozialen und finanziellen Abstieg in die Hartz-IV Armutsverwaltung führen zu immer weiteren Zugeständnissen seitens der ArbeitnehmerInnen. Scheint doch selbst die menschenunwürdigste Arbeitssituation besser als gar kein Arbeitsplatz. Lohnarbeitslose müssen auf Grund strenger Auflagen der Arbeitsagenturen und des Zwangs zur Annahme von sogenannten 1-Euro-Jobs immer weitreichendere Eingriffe in die Privatsphäre und den eigenen individuellen Lebensstil hinnehmen. Die finanzielle Armut zeigt eben nur eine Seite der Medaille. Menschen ohne Lohnarbeit und mit geringen finanziellen Mitteln leiden oft unter Scham, geringer sozialer Anerkennung und Isolation. Selbst die kleinsten Schritte dem entgegenzuwirken, werden von kommunaler und staatlicher Seite oftmals blockiert. Exemplarisch hierfür steht die Ablehnung der Stadt Bochum, ein Sozialticket einzuführen, das finanziell schlecht gestellten Menschen zumindest Mobilität und damit eine gewisse Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe gewähren würde.
Der Rahmen der gesellschaftlichen Probleme lässt sich weit spannen und hinterlässt ein Klima von Vereinzelung, Frustration und Wut. Auch wenn wir uns bewusst sind, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind, möchten wir diese Situation nicht einfach so hinnehmen. Wir wollen Menschen dazu bewegen, zusammenzukommen und sich selbst zu organisieren, um konstruktive politische, künstlerische und kulturelle Arbeit zu leisten. FreiRaumTanz will im Kleinen Alternativen aufzeigen und hofft, andere damit neu zu motivieren, selbst aktiv zu werden.
Lasst uns gemeinsam Räume schaffen, die den Anspruch haben, frei zu sein von Diskriminierung und Ausgrenzung. Räume in denen ALLE tanzen können: Freiräume!
Das Selbstverständnis von FreiRaumTanz gibt’s auch als Flyer (PDF).