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Für ein UZ in Dortmund
Categories: bewegung

Heute ist Freitag der 13te und jetzt schlägt’s dreizehn. Raumsuchende Künstler_innen haben die alte Kronenbrauerei (nähe Dortmund Stadthaus) besetzt und das Unabhängige Zentrum Dortmund (UZDO) eröffnet. Um 13.13 Uhr laden sie zur Pressekonferenz, ab 16.oo Uhr zu Austellungseröffnung mit Sektempfang, danach beginnt das Programm.

In einer Presseerklärung schreiben die Besetzer_innen:

An die demokratische Öffentlichkeit dieser Stadt,

Eine Initiative aus Subkultur, Kunst, Musik und Politszene hat heute das seit einem knappen Jahrzehnt leerstehende Gebäude der Kronenbrauerei in der Märkischen Straße wieder in Gebrauch genommen. Hier hat das UZDO seit heute seine Heimat gefunden und veranstaltet vor Ort zunächst eine Woche unkommerzieller Kultur. Dabei beziehen wir uns ganz praktisch auf die Einladung der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 „Wandel durch Kultur“ herbeizuführen und andere Wege zu gehen, da die konventionellen Wege faktisch nicht mehr funktionieren. Die direkte Aktion der Neunutzung der Kronenbrauerei und die nun bevorstehende Kulturwoche 2010 ist ein Symbol dafür, Stadtpolitik von unten zu machen und eine Einladung an alle interessierten Menschen in Dortmund und im ganzen Ruhrpott, die Initiative für das UZDO kennen zu lernen, zu unterstützen und zu schützen

Was passiert, wenn nichts passiert?
Über diese Frage kann die Dortmunder Subkulturszene ein langes Lied singen, steht sie doch de facto ohne selbstverwaltete Räume da, die ihnen eine angemessene Bühne bieten und die sie sich auch leisten können und wollen. Die Überbauung des Thier-Areals, der Abriss des Cosmotopia, die zu erwartende Privatisierung des FZW haben große Löcher in das soziokulturelle Leben gerissen, ohne dass neue Räume zur unkommerziellen Nutzung bereitstehen. Demgegenüber steht das dortmund-project und die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 mit Prestigeobjekten wie dem Phoenixsee, dem Konzerthaus, der Stadtkrone Ost oder dem Dortmunder U, die nichts mit unseren Bedürfnissen zu tun haben. Wer U sagt muss auch Z sagen! Dieses Z steht für Eigeninitiative, Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Dieses Z setzt einen Gegenpol zur markttauglichen Kulturindustrie in Dortmund. Wir wollen unser eigenes Bier brauen, denn Leerstand ist Stillstand und Stillstand keine Alternative.

Dortmund fehlt konkret ein Ort mit Proberäumen, Ateliers, Werkstätten, freien Veranstaltungsräumen für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen und Raum für Diskussion und emanzipatorische Politik. Das UZDO stellt ein Zentrum dar, das den Raumbedarf der alternativen Kultur- und Politszene decken und dabei einen Treffpunkt schaffen will, ohne Konsumzwang und mit viel Gestaltungsfreiheit.
 Wir fokussieren einen Raum, in dem unfertige aber vorstrukturierte Ideen umgesetzt werden können und der den Kreativen dieser Stadt auch ohne Geld zur Verfügung steht.

Den Leerstand anzupacken, zu steuern und wiederzubeleben, lässt sich erfahrungsgemäß nicht von oben planen, sondern muss viel eher von unten wachsen. Da muss Zeche prellen nicht zwingend als Affront verstanden werden (aber auch), sondern ist fast schon kausale Notwendigkeit, denn: Was passiert, wenn nichts passiert? Wenn Stadtentwicklung aus unternehmerischer Logik zu risikoreich ist bzw. nicht lohnenswert scheint? Und wenn kommunale Haushalte reihenweise kollabieren? Was passiert dann? Nichts? Wir sind uns bewusst, dass der gültige Rechtsweg Raumaneignungen dieser Art ausschließt. Innerhalb der gegebenen Spielregeln lässt sich aber schlicht nicht spielen – und auch nicht leben. Wir sehen nicht, warum der Hausfrieden zum Selbstzweck (Leerstand) geschützt wird. Deswegen veranstalten wir vorerst dieses einwöchige Kulturprogramm, vor deren Hintergrund wir eine Nutzungsvereinbarung für 2010 + X verhandeln werden.

Für die Kronenbrauerei und ihre Instandsetzung lassen sich kreative Lösungen und Konzepte für das UZDO finden, die wir innerhalb der Kulturwoche in Workshops ausarbeiten werden. Mit dem UZDO demonstrieren wir unseren Anspruch auf Mitbestimmung, unser Recht auf Stadt! Wir werden mit allen Interessierten ein umsetzbares Nutzungs- und Betreiberkonzept für die Brauerei erarbeiten. Wir, das sind die prekären Über/lebenskünstler, die Marginalisierten dieser Stadt: Menschen aus Theater, bildender Kunst, Fotografie, Film, Musik, Politik, Planung, Kochkunst, Handwerk, Philosophie, Arbeit, Arbeitslosigkeit und viele mehr.
Wir sehen uns als Teil einer bundesweiten Bewegung (Hamburg, Berlin, Düsseldorf), die sich auf das Recht auf Stadt beruft und fordern eine öffentliche Debatte über die Möglichkeit der Leerstandsnutzung durch Innovationen und Visionen, die auf Heterogenität und Lebendigkeit, die auf Bewegung durch Menschen vor Ort angewiesen sind.

Wir fordern nicht zu viel, wenn wir einen offenen Diskurs anstoßen, der die Zukunft der Stadtentwicklung zum Thema hat und die Frage „für wen?“ stellt. Eine (Zwischen-)Nutzung der Kronenbrauerei für 2010 + X durch und für Menschen ist nicht zu viel verlangt. Mit dem Mauerblümchen e.V. bieten wir eine Rechtsform an, der die Trägerschaft¬ in Selbstverwaltung übernehmen kann. Wenn die Ambitionen für einen kreativen Imagewandel in Dortmund wirklich ernst gemeint sind, dann müssen den Worten Taten folgen! Was passiert, wenn was passiert? Raum ist genug da! Wir auch.

Die Stadt sind wir alle.
Wandel durch Kultur. Recht auf Stadt!

Mit freundlichen Grüßen,
Die Initiative für das UZDO.

Und wie’s weiter geht erfahrt ihr auf uzdortmund.blogsport.de.

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